Lockdown in Köln - Dan Richardson
"I’m Dan, and I’m a third-year student studying German with Beginners’ Chinese at Warwick. I am currently part-way through my year abroad in Germany, working as an English Language assistant in the Rheingau.
I felt that this project would be a good opportunity to try something new, whilst also practicing my German. My main inspiration for writing this story stemmed from my own desire to travel, and feelings of frustration after being stuck indoors over various lockdowns with no opportunity to do so. As a result, I felt it could be interesting to explore these feelings from the entirely different perspective of a character living in Germany, the country which I desperately wanted to travel to at the time of writing the story."
Below is Dan's story. Don't forget to use the questions in the downloadable PDF files on the righthand side of the page to stimulate discussions.
Vor zwei Jahren lebte ich ein typisches Leben. Seit dreiundzwanzig Jahren war ich mit meiner Frau verheiratet, und obwohl ich zugeben muss, dass ich sie nicht mehr liebte, war unsere Ehe ganz in Ordnung. Meine Frau und ich waren eher gute Freunde als Liebhaber. Mein Leben war nicht besonders aufregend, aber es verlief geordnet und ich war zufrieden.
Doch plötzlich wurde meine Welt auf den Kopf gestellt. Im März 2020 kündigte die Bundeskanzlerin Angela Merkel einen bundesweiten Lockdown aufgrund der drohenden Gefahr des Coronavirus an. Meine Frau und ich lebten in einer kleinen Wohnung am Stadtrand von Frankfurt. Im Großen und Ganzen waren wir recht zufrieden in unserer Wohnung, doch während der Pandemie waren wir für Wochen eingesperrt und hatten keine Möglichkeit, die Wohnung zu verlassen. Die Pandemie, der Lockdown, die Unsicherheit – all das belastete uns stark, und mit einem Mal begannen wir mehrmals täglich zu streiten. Es wurde ganz einfach unmöglich, gemeinsam in einem Zimmer zu sitzen.
Doch dann wurde unsere Situation noch schlimmer. Seit dem Tod ihres Ehemannes lebte meine Schwiegermutter alleine. Sie hatte ihr Haus verkauft und war in eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung gezogen. Während der Pandemie konnte sie keine Freunde besuchen, und da wir ihre einzigen Verwandten waren, beschloss meine Frau, sie dazu einzuladen, vorübergehend bei uns zu leben. Wir hatten ein kleines Gästezimmer, in dem sie schlafen konnte. Ich verstand ja, dass meine Frau ihrer Mutter helfen wollte, aber seit unserer Hochzeit hatte meine Schwiegermutter alles Erdenkliche getan, um unsere Ehe so viel wie nur möglich zu belasten. Mit der Einladung meiner Schwiegermutter holten wir uns wortwörtlich den Teufel ins Haus.
Eines Tages saßen wir alle drei – meine Frau, Schwiegermutter und ich zusammen in unserer kleinen Küche. Wir verspeisten gerade unser Mittagessen – Flammkuchen – und bis auf unser langsames Kauen war es mucksmäuschenstill. Da murmelte ohne Grund meine Schwiegermutter: „Richtiges deutsches Essen! Nicht wie der türkische Dreck von dem Mann bei diesem Stand auf dem Marktplatz! Diese Ausländer sind Schuld, dass wir dieses Virus bei uns in Deutschland haben! Sie ….“ Das brachte das Fass zum Überlaufen. Meine Schwiegermutter war AfD-Wählerin und war der Meinung, Ausländer seien verantwortlich für alles Übel in Deutschland. Ich hatte die Nase voll von den rassistischen Äußerungen um mich herum: „Ich halte das nicht mehr aus! Seit zwei Wochen sitze ich hier und muss mir deine rassistischen Kommentare anhören, während meine Frau nur zustimmend nickt. Ich will hier einfach nur raus!”
Meine Schwiegermutter und Frau waren wie erstarrt. Ich ließ sie in ihrem Schock und ging ohne ein Wort ins Schlafzimmer und packte einen Koffer. Als ich die Wohnungstür öffnete, blickte ich zurück in die Küche, wo mich die gehässigen Augen meiner Schwiegermutter anstarrten, während meine Frau nur traurig ins Leere schaute. Dieser Anblick verfolgte mich als ich durch die Straßen von Frankfurt wanderte. Ich hatte kein Ziel vor Augen und wusste nicht, was ich tun sollte – doch ich fühlte mich zum ersten Mal seit Jahren befreit und frei. Das war gut so.