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Die Weinberge von Würzburg - Jessica Woodward

"My name is Jess and I am currently in my final year at Warwick, studying for a BA in German Studies. I have been learning German for just over 10 years now, but undertook a Beginner’s Course in Spanish during my first year. The inspiration behind my story was brought about after a very close friend of mine unfortunately passed away whilst I was on my Year Abroad in Würzburg, but the people who I had met were absolutely brilliant, and helped me through this very difficult time. It was during October last year, when my friend took me to visit the local vineyards and I was absolutely blown away by it all. Being there, surrounded by all this beauty, I experienced a memorable moment of serenity and happiness."

Below is Jessica's story. Don't forget to use the questions in the downloadable PDF files on the righthand side of the page to stimulate discussions.

“Mir haben die Weinberge im Herbst immer am Besten gefallen.”

 

In der Spätnachmittagssonne ist meine neue Freundin Simone das perfekte Bild der Zufriedenheit.

 

„Sie sind das ganze Jahr über wunderschön, aber im Herbst haben sie einen besonderen Charme.“

 

Ich verstehe, was sie meint, da die Welt um uns herum einfach zauberhaft aussieht. Die Weinberge Würzburgs sind in ein außergewöhnliches und zartes Licht von Scharlachrot, Orange und Gold gegossen, und die Farben tanzen in der sachten Novemberbrise. Ich schlieβe meine Augen und heiβe die kühle Luft willkommen, während ich den wundersamen Duft einatme.

 

Vielleicht sind für einige Leute die Herbstmonate mit der unausweichlichen Ankunft eines dunklen, elenden Winters verbunden: nasskaltes Wetter, kürzere Tage, und längere Nächte. Aber für mich ist der Herbst wie ein zweiter Frühling, weil die Welt sich wieder in einen Regenbogen strahlender Farben verwandelt.

 

Der Himmel darüber ist azurblau und bringt eine Leichtigkeit in unsere Schritte, als wir durch die Felder spazieren. Ab und zu halten wir an, um ein Foto zu machen und wechseln zwischen glücklichen unbekümmerten Selfies und dramatischen Panoramabildern der traumhaft schönen Stadt unter uns ab. Simone könnte professionelle Fotografin sein, mit ihrer modernen Kamera und ihren roten Haarsträhnen, die aus ihrem schicken französischen Béret entflohen sind und perfekt zu den satten, herbstlichen Farbtönen der Weinberge passen. Ihre Kamera klickt endlos und ihre Augen strahlen Freude und Leidenschaft aus.

 

Ich bin seit einem Monat in Deutschland, und in den letzten paar Tagen wurde das Leben ganz schwierig: die endlosen Sorgen infolge der Corona-Pandemie zusammen mit Gefühlen des Heimwehs und dem Verlust eines guten Freundes in England. Trauer ist eine Emotion, die ich nie zuvor erfahren habe, und sowohl mein Kopf als auch mein Herz fühlten sich davon überwältigt. Das Schwierigste ist aber, mit dieser Lage ohne die Unterstützung meiner

Familie und Freunde kämpfen zu müssen, kombiniert mit dem Wissen, dass ich nicht einfach nach Hause fahren kann. Das soll aber nicht heißen, dass ich es nicht geschafft habe, damit umzugehen, denn ich bin damit fertig geworden. Ich hatte das groβe Glück, von meinen neuen Freunden umgeben zu sein und unterstützt zu werden.Vielleicht verstanden wir uns so gut, weil wir uns alle in der gleichen Situation befanden. Wir wohnten während auβergewöhnlicher Umstände im Ausland und mussten trotz aller Schwierigkeiten das Beste daraus machen. Diese wunderbaren Menschen haben mich gesund gehalten. Durch sie habe ich es geschafft, einen klaren Kopf zu behalten und diese schweren Zeiten zu überstehen.

 

So kitschig es klingen mag, habe ich diese Leute nie mehr geliebt als in dem Moment, in dem ich hier stehe und auf die wunderschönen Weinberge schaue, die die alte Festung Würzburgs umgeben. Hier zwischen den raschelnden Herbstblättern, in schrlachroter und goldener Färbung, inmitten der frischen Novemberbrise und getaucht in dunstiges Sonnenlicht fühle ich mich zu Hause. Ich fühle mich wohl und sicher. Ich bin voller Hoffnung und habe zum ersten Mal einen klaren Kopf, weil es mir besser geht. Ich weiß, dass am Ende alles gut wird.